Fundraising – der richtige Augenblick

Neben all der operativen Themen eines Gründers steht bei Startups auch regelmäßig der Bedarf an weiterem Kapital im Vordergrund. Aufgrund der Wichtigkeit dieses Themas ist eine gute Vorbereitung förderlich dafür, dass die Kapitalrunde wie erhofft umgesetzt werden kann.

Zu einer optimalen Vorbereitung gehören nicht nur ein gutes Produkt und aktuelle Unterlagen, sondern auch den passenden Zeitpunkt für den Start der Kapitalrunde auszumachen.

Die entscheidenden Faktoren

Der richtige Zeitpunkt für das Fundraising ist von mehreren Faktoren abhängig.

  • Cashbestand: Dieser bestimmt im Wesentlichen wann neues Kapital eingesammelt werden muss. Das Fundraising sollte rechtzeitig mit genügend zeitlichem Puffer geplant werden.
  • Beziehung zu den Investoren: Bestandsinvestoren, zu denen man eine gute Beziehung pflegt, beeinflussen die Dauer des Prozess i.d.R. positiv. Sofern die Kapitalrunde neue oder sogar internationale Investoren einschließen soll, ist von längeren Verhandlungszeiträumen auszugehen.
  • Performance des Unternehmens: Die Unternehmensentwicklung hat Einfluss auf die Zufriedenheit der Investoren und damit einhergehend auf die Schnelligkeit des Prozesses. Bei Planerreichung ist häufig weniger Überzeugungsarbeit zu leisten, als wenn das nicht der Fall ist.
  • Marktumfeld: Branchenspezifische saisonale Schwankungen und die Reaktionsfähigkeit auf globalwirtschaftliche Ereignisse spielen eine wichtige Rolle bei der Verhandlungsgeschwindigkeit.
  • Zeitplanung der Venture Capitalists: Manche Venture Capitalists folgen einem urlaubsbedingten Zyklus und sind in der Sommer- und Weihnachtszeit weniger aktiv. Im Zuge des Kennenlernens können solche Faktoren gut abgefragt und in der Planung berücksichtigt werden.

Planungszeitraum

Für den kompletten Prozess einer Kapitalrunde sollte stets genügend Zeit eingeplant werden. Abhängig davon, ob die Kapitalrunde nur mit bestehenden Investoren, auch mit neuen ggf. sogar mit internationalen Investoren abgeschlossen werden soll, ist ein Zeitraum von mindestens sechs Monaten einzuplanen. Fällt die eigene Liquiditätsreichweite unter diese Grenze, sollte der Prozess zügig gestartet werden. Um die intensive Zeit eines Fundraisings nicht zusätzlich mit Druck zu versehen, ist allerdings eine deutliche längere Zeitspanne zu bevorzugen.

Qualitatives und verlässliches Datenmaterial

Um alle Kosten jederzeit optimal im Blick zu behalten und den Zeitpunkt für das Fundraise richtig abschätzen zu können, ist ein Überblick mit Hilfe einer Abweichungsanalysen innerhalb eines Reportings sinnvoll.

Plan- und Istzahlen werden am besten monatlich und zeitnah gegenübergestellt. So werden Abweichungen sichtbar und es kann schnell reagiert werden. Im Optimalfall werden Planung und betriebswirtschaftliche Auswertung aufeinander abgestimmt, d.h. dass jene Parameter in die Ertragsplanung einbezogen werden, die in der Buchhaltung abbildbar sind. Anpassungen der Sachkonten und der Einbezug von Kostenstellen bilden eine gute Grundlage um dies umzusetzen.

Je detaillierter das Unternehmen getrackt wird, umso einfacher können Optimierungspotenziale aufgezeigt werden. Investoren und Fremdkapitalgeber wissen es zu schätzen, wenn sie stetig und rechtzeitig auf den aktuellsten Stand gebracht werden. Das Ziel sollte daher sein, am 10. des Folgemonats die betriebswirtschaftliche Auswertung gemeinsam mit der Summen- und Saldenliste vorliegen zu haben, um diese bis zum 15. in das Reporting einfließen zu lassen. Im Zuge der Vorbereitung auf das Fundraising ist es empfehlenswert, die Finance Abteilung so zu strukturieren, dass dieser genannte Zyklus jeden Monat sichergestellt werden kann.

Kontakt zum Venture Capitalists

Zunächst sollte eine intensive Recherche über die unterschiedlichen Venture Capitalists gemacht werden, um feststellen zu können, ob das eigene Unternehmen bzgl. Branche, Unternehmensgröße, Unternehmensalter und typische Höhe der Investments im Sweetspot des Geldgebers liegt.

Mit diesem Hintergrundwissen kann gezielt ausgewählt werden, wer angesprochen wird. Die üblichen Wege um in Kontakt zu treten, ist entweder auf Veranstaltungen oder über eine Intro eines gemeinsamen Kontakts. Nur ausnahmsweise sollte über die Kontaktangaben auf der jeweiligen Internetseite eine Ansprache gesucht werden..

Oft werden zunächst erste Unterlagen wie Pitch Deck, die betriebswirtschaftliche Auswertung mit Summen- und Saldenliste, letzter Jahresabschluss sowie Ertrags- und Liquiditätsplanung analysiert, um das Geschäftsmodell zu verstehen und einen ersten Eindruck über die wirtschaftlichen Verhältnisse zu erlangen. Bei bestehendem Interesse kommt es zu einem ersten Kennenlernen in Person oder per Video-Call. Teil dieses Kennenlernens ist dann auch ein entsprechender Pitch des Unternehmens.

Einige Venture Capitalist geben nach diesem Prozessschritt schon eine erste Indikation der Konditionen sowie Rahmenbedingungen und teilweise kann an dieser Stelle bereits das sogenannte Term Sheet erstmals verhandelt werden. In der nachfolgenden Detailprüfung (Due Diligence) findet eine sehr granulare Prüfung des Unternehmens und aller Dokumente statt. Regelmäßig sind hier weitere Unterlagen und Informationen notwendig, damit alle Fragen zum Geschäftsmodell, Produkt, Team, Markt, Technik/IT/Software, Wettbewerb, Marketing und Rechtslage beantwortet werden können und teilweise werden externe Berater als Branchenexperten mit einbezogen (zum DD-Prozess erwartet Euch bald ein separater Magazin-Beitrag).

Zum richtigen Zeitpunkt für die nächste Finanzierungsrunde hat unsere Kollegin Nathalie auch mit Jennifer Dussilek (Co-CEO von Finway GmbH) in einem Webinar gesprochen und noch weiter Tipps zu Kapitalrunden gegeben. Den Video-Mitschnitt findet ihr direkt unter diesem Beitrag.

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